Bavaria One – Hoch hinaus?

Söder nutzt die Gunst der Stunde. Kann er Kanzler?

Er will es, er will es nicht, er will es, er will es nicht: So ähnlich kann man die bisherigen Äußerungen von Markus Söder über seine mögliche Kanzlerkandidatur zusammenfassen. Doch die Zeichen ändern sich. In staatsmännischer Manier gratulierte Söder dem frisch ernannten US-Präsidenten Biden zu seinem Wahlsieg. In den unzähligen Pressekonferenzen zum Corona-Krisenmanagement beteuert er, nicht nur das Wohl Bayerns, sondern das der ganzen Republik im Auge zu haben. Und nun verrät der bayrische Ministerpräsident, dass er auf Pyrotechnik zum Neujahr verzichten könne, da er lieber die eine oder andere politische Rakete zünde.

Vom Fischen am rechten Rand beim Landtagswahlkampf 2018, über den plötzlich ausgebrochenen Ökopopulismus, bis hin zur Forderung einer Frauenquote – seine Affinität für Start- und Wendemanöver hat der Franke zu Genüge bewiesen. Doch gelingt ihm auch diesmal eine Landung?

Eins ist klar, um Kanzlerkandidat der Union zu werden, braucht es mehr als schillernde Selfies und eine Doktrin des Bavaria First. Die Union sucht einen Kandidaten, der ganz Deutschland und Europa zusammenhalten kann. Doch sieht man, wie mühelos Söder derzeit seine Mitbewerber in den Schatten stellt, traut man ihm das beinahe zu.

Kanzlerkandidat wird, wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass Söder diese Einsicht nutzt, um seine Konkurrenten ganz ohne Pyrotechnik ins Aus zu katapultieren.